Mit Beginn des 2. Halbjahres 2005/06 begann die Gesamtschule Horst mit dem Trainingsraum-Modell. Wichtig dabei war uns von Anfang an und ist uns bis heute ganz besonders, dass an unserer Schule gegenseitiger Respekt und ein entspannendes Unterrichtsklima garantiert und die Eigenverantwortung der SchülerInnen gestärkt werden.
Das Konzept unterliegt folgenden Grundsätzen:
Hält sich eine Schülerin oder ein Schüler nicht an diese Grundsätze und stört den Unterricht, erfolgt eine respektvolle Ermahnung durch die Lehrerin oder den Lehrer. Lenkt die Schülerin beziehungsweise der Schüler an dieser Stelle ein, nehmen sie weiterhin am Unterricht teil.
Kommt es zu einer weiteren Störung, geht der betroffene Schüler oder die betroffene Schülerin in den Trainingsraum und arbeitet an einem Plan zu ihrem oder seinem zukünftigen Verhalten. In einem gemeinsamen Gespräch mit dem/der TrainingsraumlehrerIn wird der Vorfall ausführlich besprochen, Hintergründe durchschaubar gemacht und Lösungsmöglichkeiten des entstandenen Konflikts besprochen. Anschließend geht die Schülerin oder der Schüler mit dem persönlich erstellten Plan in den Unterricht zurück. Auf der Grundlage dieses Plans werden die Vorschläge des/der SchülerIn noch einmal kurz besprochen und die zuvor betroffene Lehrerin bzw. der betroffene Lehrer hilft nun, diesen Plan einzuhalten, um weiteren Unterrichtsstörungen vorzubeugen.
Die Trainingsraum-Medhode ist schulformübergreifend in vielen Schulen in NRW und anderen Bundesländern mit großem Erfolg implementiert worden. Die Organisationsform zeigt unterschiedliche Ausprägungen. An unserer Schule werden die Eltern nach dem 3. Besuch über die 3 Besuche informiert und nach dem 4. Besuch zu einem Gespräch (falls möglich gemeinsam mit dem/der KlassenlehrerIn) eingeladen. Unsere Erfahrung zeigt, dass wenig 5. Besuche (und wenig durch Trainingsraum-Besuche erfolge Ordnungsmaßnahmen!) eines Schülers stattfinden, da die Zusammenarbeit mit den Eltern erfolgreich ist, die Gesprächsverläufe mit ihnen und ihren Kindern positiv verlaufen und zu Einsichten und Verhaltensänderungen führen.
Nicht selten geben uns SchülerInnen, die ganz „verknirscht“ im TR ankommen, die Rückmeldung, dass sie beim Verlassen eigentlich ganz zufrieden waren. Sie haben etwas über sich selbst gelernt und erleben, dass auch ihre Sicht der bezüglich der Vorfälle angehört wird.
Natürlich fragen sich auch die unterrichtenden KollegInnen, warum sich der/die SchülerIn zu wenig am Unterricht beteiligt, oder sich mit anderen Dingen beschäftigt bzw. stört und ob der Unterricht geeignet ist, alle Kinder zu erreichen. Da der TR-Lehrer mehr Zeit hat, sich mit den Hintergründen eines störenden Verhaltens zu beschäftigen, kann er/sie dem/der KollegIn u.U. wertvolle beratende Gespräche anbieten, um Erfahrungen auszutauschen. Dies könnte und sollte die sehr vertrauensvolle Zusammenarbeit aller LehrerInnen, wie sie sich an unserer Schule zeigt, weiter vertiefen und die pädagogische Arbeit in den Teams bereichern. Langfristige unterrichtliche Veränderungen würden so leichter ermöglicht.
Die vielen Erfahrungen, die in den vergangenen Jahren bei den Konfliktberatungsgesprächen gesammelt wurden, ermöglichten den Trainingsraum-LehrerInnen, bereits zweimal, ein SchülerInnen-Coaching ( mit Vertretern aller Klassen der Sek.I) durchzuführen. In situativen Rollenspielen wurden unterschiedliche Konflikte dargestellt, Konfliktlösungsstrategien erprobt und ausgewertet. Die beteiligten SchülerInnen gaben anschließend im jeweiligen Klassenrat ihre Erfahrungen weiter. Das Trainingsraumteam arbeitet z.Z. daran, in welcher Form das SchülerInnen-Coaching fortgesetzt werden könnte.
Die wichtigste und entscheidende Aufgabe der Trainingsraum-Lehrer ist natürlich die individuelle Arbeit mit dem/der einzelnen SchülerIn. In der Praxis zeigt sich allerdings, dass die TR-LehrerInnen mit allen am Unterrichtgeschehen Beteiligten, also neben den Eltern, BeratungslehrerInnen und Sozialpädagogen auch mit den unterrichtenden KollegInnen sowie mit der Schulleitung, in regem gedanklichen Austausch stehen.
Hoffen wir, dass die bisher erfolgreich geleistete Arbeit im Trainingsraum weiterhin durch tatkräftige, konsequente und kooperative Mitarbeit der gesamten Schulgemeinde verbessert werden kann.