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Als wir uns auf den Weg zum „Konzentrationslager Buchenwald“ machten, hatten wir als Jugendgruppe noch eine recht fröhliche Stimmung. Es wurde viel geredet und gelacht. Doch als wir dann die acht Kilometer lange sogenannte „Blutstraße“ erreichten, richtete unser Busfahrer das Wort an unsere Gruppe und erklärte uns, welche Bedeutung diese Straße hat. Nachdem er gesprochen hatte, legte sich eine tiefe Stille über die gesamte Gruppe, so dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können.
Als wir am „Konzentrationslager Buchenwald“ ankamen, beschlich uns ein Gefühl, welches man nur schwer in Worte fassen kann, da dieser Ort einer der Orte ist, die durch ihre grauenvolle Vergangenheit in die Geschichte eingegangen sind. Dort gibt es Dinge zu sehen, die den Wahnsinn der damaligen Zeit wiederspiegeln. Wir gingen über den sogenannten „Carracho-Weg“ mit angrenzender SS-Kommandantur auf das Torgebäude und gleichzeitig auf den Eingang zum „Konzentrationslager Buchenwald“ zu. Das Torgebäude hatte an der Spitze eine große Uhr, die damals immer die Zeit anzeigte. Heute steht diese Uhr auf Punkt 15:15 Uhr, dem Zeitpunkt der Befreiung durch alliierte Soldaten. Im Torgebäude auf der linken Seite befanden sich die sogenannte „Bunker“, in denen Häftlinge für Vergehen oder aus Langeweile der Wärter 3-32 Tage in Dunkelhaft eingesperrt wurden.
Vom Torgebäude aus gingen wir zu einer im Boden eingelassenen Gedenktafel, auf der alle Nationen der damals inhaftierten Menschen eingraviert sind. An dieser Gedenktafel hielten wir inne, legten einen Blumenkranz nieder und legten eine Schweigeminute zum Gedenken der hier gestorbenen Menschen ein. Von der Gedenktafel aus gingen wir zu einem Gebäude mit riesigem Schornstein und uns beschlich eine schreckliche Vorahnung, welches Gebäude dies sein musste. Wir machten vor dem Krematorium halt und uns wurde gesagt, dass niemand gezwungen wird diese Räume zu betreten. Bis auf wenige aus unserer Gruppe gingen wir alle hinein und betraten somit den ersten Raum. Dieser Raum war nicht groß, Boden und Wände waren mit weißen Kacheln verziert. In der Mitte des Raumes stand ein kleiner, langgezogener Tisch. In der linken Ecke des Raumes stand eine Vitrine mit allerlei Werkzeugen. Dieser Raum war damals die Pathologie. Dies war einer der schrecklichsten Räume in ganz Buchenwald. Als anschließender Zwischenraum kam ein Raum mit kleinen Gedenkstätten für einzelne Personen, der größtenteils aus Gedenktafeln und Bildern bestand. Von diesem Raum aus erreichte man als nächstes das Krematorium. Dieses war im Vergleich zu den anderen Räumen mit Abstand der größte Raum. In diesem Raum war es hell, die Wände waren weiß und der Boden bestand aus leicht orangenen Mauersteinen. Der meiste Platz des Raumes wurde durch zwei große Verbrennungsöfen der Firma Topf & Söhne ausgefüllt. Neben den beiden Verbrennungsöfen stand eine kleine Lore, die damals auf in den Boden eingelassenen Schienen lief. Wer diesen Raum einmal betreten hat, wird ihn auch niemals wieder vergessen, da sich nach Betreten des Raumes eine traurige und gedrückte Stimmung über unsere Gruppe legte.
Nach Durchqueren dieses Raumes kam man wieder ins Freie auf einen kleinen Hof hinter dem Krematorium. Hier befand sich in der linken Ecke eine kleine schmale Treppe, die nach unten in den sogenannten „Keller“ führte. Dieser eine Raum lag genau unter dem Krematorium. Die Wände waren grau, hin und wieder mit weißen Strichen durchzogen, der Boden war hingegen nur aus Beton gegossen. An fast jeder Wand hingen früher Eisenhaken, die dort heute nur noch als schwarze Nachbildungen zu sehen sind. Diese Haken wurden damals genutzt um dort die damals inhaftierten Häftlinge aufzuhängen, bis sie erstickten.
In der rechten Ecke gab es einen kleinen Lastenaufzug, der die Leichen ins Krematorium zur Verbrennung fahren sollte. Gerade in diesen Raum hielten es nicht viele aus unserer Gruppe aus, da der Raum eine erschreckende Wirkung auf uns alle hatte.
Wir verließen nach und nach den Raum, doch als wir im Freien waren, schwiegen alle. Die meisten dachten über das nach, was sie dort gesehen hatten. Als etwas Zeit verstrichen war, gingen wir weiter zu einem kleinen Gebäude neben dem Krematorium. Das Gebäude bestand aus drei Räumen mit einem Vorder- und einem Hintereingang. In dem großen Raum stand an der linken Wand ein Arztschrank und in der Mitte ein Schreibtisch aus Holz. Der kleine Raum zu unserer Rechten war bis auf eine an der Wand angebrachte Messlatte leer.
Die Wände waren grau und der Boden aus Holzlatten gebaut, sodass zwischen den einzelnen Holzlatten ein gewisser Abstand war. Der allerkleinste Raum befand sich hinter der Wand mit der Messlatte und hatte an der vordersten Wand nur eine kleine Öffnung, die mit einem Holzbrett verschlossen werden konnte. Diese Räume stellten die sogenannte „Genickschussanlage“ des „Konzentrationslagers Buchenwald“ dar. Den damals Inhaftierten wurde Glauben gemacht, dass sie entlassen werden und nur noch eine medizinische Untersuchung durchlaufen müssten. Sie wurden dort hinein geführt und zum Vermessen an die Messlatte gestellt um die Größe festzustellen. Als dies geschah, stand ein SS-Wärter hinter der Messlatte, öffnete das Holzbrett und schoss dem Häftling in das Genick.
Die meisten unserer Gruppe wollten diese Räume so schnell wie möglich wieder verlassen, da diese ganz besonders an das Leid der inhaftierten Menschen in „Buchenwald“ erinnerten.
Wir gingen von dort aus zu einen kleinen schwarzen Gebäude gegenüber des sogenannten „Speziallagers Nr.2“, das nach der Befreiung von sowjetischen Truppen erbaut worden war. Im Inneren bestand es aus einem lange, großen, Raum, welcher in mehrere Abschnitte unterteilt war. Dort konnten wir eine Ausstellung besichtigen. Die Ausstellung bestand zum größten Teil aus Dokumenten, Biografien und privaten Gegenständen der damals Inhaftierten. Unsere Gruppe verbrachte längere Zeit in der Ausstellung und befasste sich auch intensiv mit deren Inhalt und Geschichte.
Im Anschluss ging es weiter zum alten „Desinfektionsgebäude“. Dieses Gebäude beherbergte ebenfalls eine große Ausstellung mit Zeichnungen, Kunstwerken und privaten Gegenständen der Häftlinge. Diese Ausstellung bestand aus mehreren kleinen, von einander abgetrennten Räumen. Die Zeichnungen zeigten oft SS-Offiziere, die den Häftlingen, die gut zeichnen konnten für ihre Werke bessere Umstände innerhalb des Lages verschaffen konnten. Doch nicht nur Kunstwerke waren dort zu sehen sondern auch private Gegenstände, wie zum Beispiel Postkarten oder Briefe an Angehörige. Im größten Raum standen Nachbildungen eines Oberkörpers mit Kopf, diese Nachbildungen waren aus Metall gefertigt. Die Nachbildungen hatten kein Aussehen, aber beim genaueren Hinsehen erkannte man kleine Bilder mit den Gesichtern der damals verstorbenen Häftlinge.
Nachdem wir die Ausstellung verlassen hatten, gingen wir geschlossen als Gruppe zum Glockenturm, der in unmittelbarer Nähe des Konzentrationslagers stand. Dieser ist heute als Mahnmal bekannt und erinnert an alle Menschen und ihre Herkunftsländer.
Wir haben aus dieser Zeit viel gelernt und werden in Zukunft eine solche Wiederholung nie wieder möglich machen.
An dieser Stelle möchte ich gerne Goethe zitieren:
„Alles ändert sich,
aber dahinter ruht
ein Ewiges.“
Nico Homann, Klasse 10.2