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Eine Gruppe von Oberstufenschülern der Jahrgänge 11-13 machte sich gemeinsam mit den Lehrern Christian Kütemann, Uwe Maschofski und Anke Käding auf den Weg nach Oświęcim, wie die rund 50 Kilometer westlich von Krakau gelegene Kleinstadt auf Polnisch heißt, deren deutscher Name Auschwitz zum Symbol der nationalsozialistischen Massenmorde wurde.
Begleitet wurden wir vor Ort von sehr engagierten Mitarbeitern des IBB (Internationales Bildungs- und Begegnungswerk), die uns bei den Führungen durch das Stammlager und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau anschaulich die Geschichte des größten nationalsozialistischen Arbeits- und Vernichtungslagers vermittelten. Bei eisigen Temperaturen, die uns schnell unsere Füße kaum mehr spüren ließ, besichtigten wir beide Lager und wurden mit erschreckenden Zahlen und Fakten konfrontiert: Etwa 1,3 Millionen Menschen fanden in Auschwitz in den Jahren 1940 bis 1945 den Tod. Etwa 900.000 wurden direkt nach ihrer Ankunft in die Gaskammern und Krematorien geschickt. Als diese am Ende des Krieges auf Hochtouren arbeiteten, konnten in 24 Stunden bis zu 1.500 Menschen vergast und verbrannt werden. Von nur 144 Menschen weiß man, dass sie aus Auschwitz fliehen konnten. 2.000 Menschen teilten sich in Birkenau eine Latrinen-Baracke. Morgens hatte jeder für den Toilettengang also nur wenige Sekunden Zeit. Absurd war auch die Mentalität, mit der die SS-Lagerkommandanten jeden noch so kleinen Nutzen an den Leichen fanden. Bevor die Toten verbrannt wurden, entfernte man Goldzähne und Haare. Die Haare wurden unter anderem zu Decken verarbeitet. Über jeden, der im Lager als "arbeitsfähig" galt, wurde präzise Buch geführt; wurden die Personalien, Augenfarbe, Haarfarbe und Form der Nase aufgenommen, nur um die Insassen mit einer Nummer zu tätowieren und sie von nun an auch nur als eine solche zu behandeln.
Bei den abendlichen Tagesrückblicken tauschten wir uns über unsere Eindrücke aus. Für viele blieb das alltägliche Grauen der Lagerbewohner auch vor Ort kaum vorstellbar. Wie konnten die Menschen in dem Lager überleben? Wie haben sie die eisigen Temperaturen in der wenig wärmenden Häftlingskleidung überstehen können – wo wir (dick angezogen in Funktionskleidung) schon nach wenigen Stunden anfingen vor Kälte zu zittern und zu niesen? Wie konnten sie bei den Bedingungen ihren Überlebenswillen behalten? Auch die nüchterne Präzision, mit der die Nazis die Massenvernichtung in Auschwitz betrieben haben, hat uns sehr schockiert. Eines ist uns in den intensiven Gesprächen sehr bewusst geworden: Nur wer die Vergangenheit des Nationalsozialismus mit seinen Verbrechen an den Juden und an anderen Bevölkerungsgruppen versteht, weiß, was er heute und in der Zukunft zu tun hat: menschenverachtenden Ideologien und demokratiefeindlichen Einstellungen frühestmöglich Einhalt zu gebieten.
Die Gleichschaltung der Deutschen wird in der jüdischen Länderausstellung überzeugend visualisiert.
Zum Abschied von der Stadt und Gedenkstätte Auschwitz bereitete eine Schülergruppe eine stimmungsvolle Gedenkfeier an der alten Judenrampe außerhalb der Lager vor: Beleuchtet von Kerzen legte jeder einen Zettel mit einem Wunsch vor dem Bahnwagen ab. Nach einer bewegenden Ansprache von Dominik Real gedachten wir schweigend der Opfer.
Der letzte Tag unserer Fahrt galt der polnischen Stadt Krakau: Den grausamen Spuren der deutschen Besatzungszeit im Zweiten Weltkrieg und der Judenvernichtung kann man auch in Krakau kaum entgehen. Höhepunkt unseres Aufenthaltes dort waren für die meisten nicht die Geschichte und Architektur der Stadt, sondern der fesselnde Bericht eines jüdischen Zeitzeugen, der sich während der deutschen Besetzung vor den Nazis versteckt hielt und nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Verlust seiner Mutter und Schwester sowie mit den Traumata seines Vaters und seiner zweiten Schwester zu leben hatte.
Andreas Kania überreicht dem polnischen Zeitzeugen stellvertretend für die Gruppe ein Präsent als kleinen Dank für seinen fesselnden Bericht.
Den Abschluss bildete ein gemeinsames Abendessen in einem jüdischen Restaurant mit einem Klezmer-Konzert. Ein bewegende Fahrt, die alle Beteiligte um viele neue Erfahrungen, viel Wissen und Selbsterkenntnis bereichert hat. Einig sind wir uns alle darin, in unseren Familien, Freundeskreisen und in der Schule gegen das Vergessen anzugehen. Ein Bestandteil dieses Engagements wird eine Ausstellung über die Fahrt nach Auschwitz, mit der wir der Schule, aber auch weiteren Interessierten einen tieferen Einblick in unsere Erlebnisse geben möchten.