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Exkursion in die NS-Vergangenheit Gelsenkirchens

Geschichte auf Schalke

Am 01.06.2011 begab sich der Deutsch GK von Frau Käding (Jahrgang 11) auf die Spuren der NS-Vergangenheit Gelsen­kirchens. Anlass war die Besprechung von Bernhard Schlinks Roman „Der Vorleser“, in dem es um das Thema Umgang mit der NS-Vergangenheit geht.

Begonnen haben wir unsere Exkursion im Museum des Schalke-Stadions: Die sportlich erfolgreichste Zeit des Vereins (sechs deutsche Meisterschaften, ein Pokalsieg und sieben weitere Finalteilnahmen) lag in der Zeit zwischen 1934 und 1942 und somit auch in der Zeit des Nationalsozialismus. Dadurch stellte sich den Fans, den Verantwortlichen und auch den Autoren zahl­reicher Biographien und Vereinschroniken immer wieder die Frage, in wie weit der Verein oder einzelne Spieler mit dem verbrecherischen System verknüpft waren oder sogar von ihm profitierten. Um dies zu klären, beauftragte der Verein im Jahre 2003 Historiker vom Institut für Stadtgeschichte in Gelsenkirchen mit einer umfassenden Studie, deren Ergebnisse uns bei einer Führung anhand verschiedener Ausstellungsstücke und Dokumente erklärt wurden. Der Museumsführer berichtete uns, dass Schalke bereits vor der NS-Zeit ein erfolgreiches Team war. Die erfolgreichsten Spieler zur damaligen Zeit waren Fritz Szepan und Ernst Kuzorra. Beide Spieler wählten die NSDAP, aber im Gegensatz zu Kurorra profitierte Fritz Szepan von den Nationalsozialisten, weswegen nach ihm auch heute keine der Straßen rund um die Schalke-Arena be­nannt wurde. Der Museumsführer zeigte uns einen Film, der anschaulich machte, wie die Fußballspiele damals abliefen: So wurden die Spiele in der NS-Zeit mit dem Hitlergruß begonnen. Fazit der Forschungsergebnisse der Historiker war aber, dass nicht die Nazis den Verein erfolgreich machten, sondern dass der Verein bereits sehr stark war, bevor die Nazis an die Macht kamen, und sie von dem Erfolg des Vereins profitieren wollten.

Nach der Führung haben wir uns weiter im Museum umgeschaut. Wir sahen die alten Handschuhe von Jens Lehmann, alte Trikots, die Fußabdrücke von Olaf Thon und noch vieles mehr. Anschließend machten wir einen Rundgang durch die Veltins Arena. Die Veltins Arena ist eine der größten Stadien Deutschlands mit 61.000 Sitzplätzen bei sportlichen Ereig­nissen sowie ca. 78.000 Plätzen bei Konzerten. Wir durften auf den Tribünen sitzen und sogar auf den VIP-Tribünen eine Verschnaufpause machen. Dabei erzählte uns der Museumsführer mehr über die Arena. Ein Tipp: Eine kleine Kapelle befindet sich ebenfalls dort, falls jemand im Schalke-Stadion heiraten möchte … Wir wurden auch in den Pressesaal geführt und saßen an dem bekannten Redner-Pult. Ein Highlight des Tages bestand darin, dass wir noch in die Umklei­de­kabine der Schalker durften, wo wir uns auf die Plätze von Manuel Neuer und Raul setzten und uns wie ein Fußballstar fühlten. Die Fußballer haben nicht nur Duschen, sondern sogar einen Wellnesspool in der Kabine. Zum Schluss liefen wir noch auf das Spielfeld ein, aber leider befand sich zu diesem Zeitpunkt kein Rasen auf dem Spielfeld, sondern Beton.

Vor der NS-Dokumentationsstätte in Erle

Danach ging es weiter zur NS-Dokumentationsstätte nach Erle. Das Gebäude der Dokumen­ta­tions­stätte war zur Zeit des Dritten Reiches Sitz der NSDAP-Ortsgruppe. In der Dokumen­ta­tions­stätte gibt es fünf Räume, in denen sich zu verschiedenen The­men Erinnerungen an die NS-Herrschaft in Gelsenkirchen be­fin­den. Raum 1 dokumentiert die fehlende demokratische Kultur in der Zeit der Weimarer Republik, die krisenhafte Wirt­schafts­lage und die soziale Situation der Bevölkerung als Hintergrund des Aufstieges der Nationalsozialisten. Raum 2 thematisiert die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und die Errich­tung der NS-Herrschaft in Gelsenkirchen. Im Raum 3 werden die Realität der nationalsozialistischen "Volksgemeinschaft" und die Akzeptanz des Nationalsozialismus durch die Bevöl­kerung dargestellt. Der Raum 4 zeigt die Wandinschrift des 25-Punkte-Programms der NSDAP und dokumentiert die Folgen der nationalsozialistischen Ideologie. Raum 5 beschreibt die Gruppen und Formen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus und die Verfolgung Andersdenkender durch die nationalsozialistischen Behörden.

Wir haben viel dazu gelernt und können die Exkursion zur Arena und zur NS-Gedenkstätte nach Erle jedem empfehlen. So haben wir erfahren, dass die NS-Vergangenheit nicht nur Thema in Büchern ist, sondern auch in unserer eigenen Stadt Spuren hinterlassen hat. Es war wirklich ein lohnenswerter Tag!

Büsra Arabaci & Kübra Can (Jg. 11)